01. März 2024

Aus dem Museum auf die Kanzel: Dr. John Nicholls neuer Pfarrer auf dem Saarbrücker Eschberg


Dr. John Nicholls ist der neue Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde St. Johann auf dem Eschberg. Für den promovierten Kirchenhistoriker und Theologen ist es der Beginn eines zweiten Berufslebens. Seine Leidenschaft für Kunst und Kultur möchte er nun auch in die Gemeindearbeit einbringen.

Mittelalterliche Kunst ist sakrale Kunst, lernen schon Schüler:innen in der Schule. Heute haben Kunst und Kirche scheinbar wenig miteinander gemein. Einer, der das anders sieht, der in seiner Person beide Bereiche vereint, ist John Nicholls, Kunsthistoriker und neuer Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde St. Johann in Saarbrücken. Wie kam es zu dieser ungewöhnlichen Liaison von Kultur und Religion?

Nicholls stammt ursprünglich aus Köln, wo er als Sohn eines Engländers und einer Deutschen aufwuchs. Ohne jedoch den ortsüblichen Dialekt zu übernehmen, wie er lächelnd betont. Stattdessen weckten seine Eltern in ihm von klein auf eine Nähe zur Kunst. „Andere sind in einen Freizeitpark gefahren, wir in Ausstellungen“, blickt er zurück. Früh wuchs daher in ihm der Wunsch, diese Leidenschaft zum Beruf zu machen. Also studierte er Kunstgeschichte, schloss sogar eine Promotion in diesem Fach ab.

Zunächst sah es aus, als sei sein beruflicher Lebensweg vorgezeichnet. Dann aber änderte seine Anstellung im Kunstmuseum „Villa Zanders“ in Bergisch Gladbach alles. Eine Publikation über die „Biblischen Landschaften“ der Mäzenin Maria Zanders bewirkte, dass er sich erstmals seit seiner Jugend wieder intensiver mit der Bibel beschäftigte. In der Folge besuchte er wieder häufiger Gottesdienste und ihm wurde nochmal bewusst, wie viel Kunst und Kirche miteinander verbindet.

Bei einem Heimatbesuch in Köln kam der Kunsthistoriker mit einem Pfarrer seiner Gemeinde ins Gespräch, der fragte, ob er nicht Pfarrer werden wolle. Und Nicholls dachte: Warum eigentlich nicht? Bestärkt von weiteren Pfarrkollegen reifte in ihm der Entschluss, noch einmal neu anzufangen. Mit 34 Jahren schrieb er sich 2012 in Bonn als Erstsemester zum Theologiestudium ein. Das Studium dort und später in Tübingen, das ihm „total Spaß gemacht“ hat, war noch nicht ganz abgeschlossen, da wurden ihm bereits berufliche Unterschiede deutlich: „Mir rollt man jetzt den roten Teppich aus“, stellte er fest. Während es im Kunstbereich kaum Stellen gebe, würden Pfarrer überall gesucht, Vikare überall gerne gesehen.
Die Auswahlmöglichkeit nutzte Nicholls dafür, das Rheinland zu erkunden. Nach seinem ersten Examen 2018 wurde er erst Vikar in Kempen, „um kennenzulernen, wie Kirche im Kleinen funktioniert“. 2021 wechselte er als fertiger Pfarrer zum Probedienst nach Aachen.

Dann sah er im Sommer 2023 die Ausschreibung einer Pfarrstelle der Kirchengemeinde St. Johann in Saarbrücken, einer Gemeinde mit City-Kirche und zahlreichen Kunst- und Kulturaktionen. Seine inzwischen private Leidenschaft flammte wieder auf. Nicholls bewarb sich – und wurde schließlich im Dezember auf die Stelle gewählt. „Ich wollte wieder an eine Stadt mit einem offenen Fluss“, freut er sich. Als Kölner vermisste er in Aachen das Flusspanorama. Eine Stadt musste es aber sein, denn ein Auto besitzt der 45-jährige nicht. Lieber ist er zu Fuß, mit Rad oder Bus unterwegs. Nun wohnt er auf dem Saarbrücker Eschberg und damit fußläufig zu seiner Hauskirche, der Maria-Magdalenen-Kirche.

Am ersten Februar hat er seinen Dienst angetreten und schon gerät er ins Schwärmen, von der lebendigen Gemeinde, die er im Saarland vorfand, den vielfältigen Gemeindegruppen und der interessanten Mentalität der Saarländer:innen, die ihm sehr aufgeschlossen und freundlich begegnet seien. Ihnen, den Menschen, möchte er nahe sein, sie kennenlernen. „Das ist das Schöne am Pfarrberuf, man begleitet die Menschen von der Wiege bis zur Bahre“, sagt Nicholls. Aber er predigt auch gerne, am liebsten mit aktuellem Bezug, sprich „aus dem Leben heraus“. Neben dem Alltagsgeschäft eines Pfarrers hat er viele Ideen für Angebote im kulturellen Bereich, Ausstellungen mit neuen Akzenten etwa, oder mit anderen Künstler:innen. Auch Exkursionen könnte er sich vorstellen, nicht nur in Museen, sondern auch in die Natur. Die ist neben der Kunst seine zweite Leidenschaft.

 

Info:

Pfarrer Dr. John Nicholls wird am Sonntag, 3. März, in einem Gottesdienst um 14 Uhr in der Saarbrücker Johanneskirche in seine Pfarrstelle eingeführt. Anschließend findet ein Empfang im Gemeindezentrum Alte Kirche statt.





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